Einwohnerversammlung: Frischer Wind für den Josephsplatz

Am 25. Juni fand in der Turnhalle der Schwindschule die Einwohnerversammlung zur Neugestaltung des Josephsplatzes statt: Wie soll er nach Fertigstellung der Tiefgarage aussehen? Rund 100 Leute waren gekommen, darunter auch einige Interessierte, die nicht im Einzugsgebiet wohnen und deshalb nicht stimmberechtigt waren. Es wurde ein spannender Abend.

Im ersten Teil präsentierten sowohl mehrere Vertreter der Stadt München als auch die Freunde des Josephsplatzes ausführlich ihre Entwürfe und Konzepte. Anschließend konnte das interessierte Publikum seine Fragen an beide Gruppen richten. Zuletzt wurde über diverse Bürgeranträge abgestimmt.

Entwurf der Freunde des Josephsplatzes
Bild: Entwurf der Freunde des Josephsplatzes in der Vogelperspektive

Christian Lechner und Uli Heckmann erläuterten für die Freunde des Josephsplatzes die anschaulichen Grafiken, die auch auf ihrer Website zu sehen sind, und gingen im Lauf des Abends auf Konfrontation zu den Plänen der Stadt.

Anwohner skeptisch über Pläne für den Josephsplatz

Heckmann kritisierte den Siegerentwurf für seine kühle Ausstrahlung: „Diese Architektensprache hat Sinn auf der Neuen Messe oder am Arnulfpark, aber nicht in der Maxvorstadt“. Die Vertreter stellen sich den Josephsplatz als Ort der Begegnung vor, der „so nett wie die Maxvorstadt“ sein und den Kindern Geborgenheit vermitteln soll.

Die Planer der Stadt München betonten die großen Gemeinsamkeiten zwischen den Entwürfen und sprachen sogar von Schnittmengen bis fast 100 Prozent. Mit dieser sanften Rhetorik gelang es nicht, die Befürworter des Alternativentwurfs im Publikum einzuwickeln. Es gibt Gemeinsamkeiten – beide Entwürfe möchten den Platz vor der Kirche so belassen, im Zentrum einen eingezäunten Spielbereich schaffen und etliche Bäume pflanzen.

Wo liegen die Unterschiede? Beide Entwürfe vergrößern die autofreien Flächen, die Stadt in erster Linie auf der Südseite des Platzes, die bisher stark von parkenden Autos dominiert war. Die Vorstellungen der Bürgerinitiative gehen wesentlich weiter, man schlägt eine Fußgängerzone rund um den Platz vor. Eine Zufahrt für Autos soll nur noch an der südwestlichen Ecke des Platzes geben, also nahe der Einfahrt zur Tiefgarage.

Die Hecken und der Brunnen in der Diskussion

Große Differenzen liegen auch darin, wie die zentrale Grün- und Spielfläche von der gepflasterten Umgebung abgegrenzt werden soll. Die Freunde des Josephsplatzes schlagen eine niedrige Hecke vor, um den benötigten Zaun zu kaschieren. Ein Blick auf den Grundriss (PDF) des Siegerentwurfs zeigt, dass darin die Hecken wesentlich mehr Fläche einnehmen. Sie sollen im Nordwesten die Tiefgaragenzufahrt elegant kaschieren und am Spielplatz Gänge enthalten, sodass sie Versteckmöglichkeiten bieten. Ulrich Rau sprach von „einpelzen“ und einem „Heckenpelz“.

Siegerentwurf für Josephsplatz
Bild: Der Siegerentwurf zur Neugestaltung des Josephsplatzes

Dieser mächtigen Hecke galten einige Fragen aus dem Publikum – Anwohnerinnen befürchten, dass die blickgeschützten Gänge in den Hecken vor allem als Toiletten benutzt werden. Stattdessen wird mehr Rasenfläche gewünscht, um dort lagern und picknicken zu können. Nebenbei gab es Bedenken, ob die Hecken auf dem Dach der Tiefgaragenzufahrt insgesamt nicht zu hoch und mächtig ausfallen werden. Wie immer das gelöst wird – der Zugang zum Dach wird durch einen Zaun abgesperrt werden.

Der ideale Standort für den Brunnen wurde ebenfalls ausgiebig diskutiert: Könnte man ihn nicht in die Mitte des Platzes rücken oder auf die Wiese? Die vorliegenden Entwürfe möchten ihn beide in der nordwestlichen, gepflasterten Ecke belassen, wobei die Umgebung des Brunnens nach den Vorstellungen der Josephsplatz-Freunde autofrei wäre. Die dabei wegfallenden Parkplätze oder die Vorschläge zur Nutzung der Tiefgarage waren kaum ein Thema in der Diskussion. Die Abgasfragen bewegten mehr: Die Abluft der Tiefgarage soll nämlich in der Nähe des Aufzugs abgeleitet werden. Welche Abgasbelastung auf die Anwohner gegenüber der Zufahrt zur Tiefgarage zukommen wird, konnten die Vertreter der Stadt nicht beantworten.

Anträge auf etliche Änderungen beschlossen

Von den Anträgen stammten rund die Hälfte von den Freunden des Josephsplatzes. Der Vorschlag, die Hiltensperger Straße im Norden zu sperren, wurde mehrheitlich unterstützt. Roland Zeller, der Abteilungsleiter für Straßenplanung, hatte ohnehin zugesagt prüfen zu lassen, ob eine Schließung der Hiltensperger Straße möglich ist. Ebenfalls zugestimmt wurde dem Antrag auf einen Anwohnertreff in Selbstverwaltung, zusätzliche Bänke v.a. vor der Kirche für die Zeit der Bauausführung und die Abführung der Tiefgaragen-Abluft in Firsthöhe – wie das konkret aussehen könnte, wurde nicht besprochen.

Von der Einwohnerversammlung unterstützt wurden auch Anträge zu den heiß diskutierten Themen: Für eine besonders hochwertige Bepflanzung des Platzes, für eine Erweiterung der Grünfläche um den Brunnen und vor allem die Pflanzung einer schmalen Hecke statt einer tiefen. Schließlich wurde auch beschlossen, dass die Freunde des Josephsplatzes offiziell in die weitere Planung eingebunden werden sollen.

Welche der Anträge die Stadt tatsächlich verwirklichen kann und will, wird sich zeigen. Aber da die Ausführungsplanung erst bevorsteht, lässt sich noch einiges bewegen. Die Versammlung war für die engagierten Freunde des Josephsplatzes offensichtlich ein schöner Erfolg.

Ein Gedanke zu „Einwohnerversammlung: Frischer Wind für den Josephsplatz

  1. Ilona Renner

    Diese Versammlung habe ich wegen meines Urlaubs versäumt, sie hätte mich sehr interessiert.

    Wie hier auch angesprochen – Interessierte, die nicht im Einzugsgebiet wohnen und nicht stimmberechtigt sind -, zu denen ich auch gehören würde.

    Stimmberechtigt ist ein Bewohner des Stadtbezirks, deshalb muss er noch lange nicht im Einzugsgebiet wohnen, d.h. er darf abstimmen, auch wenn er in der Arnulfstraße oder Prielmayerstraße wohnt, nicht jedoch z.B. Anwohner, die auch im „Einzugsgebiet“ wohnen, nur leider 200 m oder 300 m weiter nördlich im angrenzenden – falschen -Stadtbezirk Schwabing-West, deren Lebensmittelpunkt aber von diesen Entscheidungen mit betroffen ist. Warum kann man hier nicht die Möglichkeit schaffen, dass zwischen den beteiligten Stadtbezirken – sozusagen grenzüberschreitend für die tatsächlich Betroffenen – abgestimmt werden kann.

    Immerhin verläuft auf der Georgenstraße die Grenze, d.h. auch die angrenzenden Straßen des Stadttteil Schwabing West sind von diesen Entscheidung mitbetroffen.

    Ich will hier nicht den Autofahrern das Wort reden, Tatsache ist aber leider auch, dass je mehr Parkplätze auf der Oberfläche des Platzes verschwinden, desto mehr macht sich das auch in den angrenzenden Strassen Schwabing-West bemerkbar, da diese vermehrt in der Georgenstraße parken. Außerdem wird mehr Parksuchverkehr erzeugt, der die umliegenden Anwohner belastet. Und wie angespannt die Situation ist, weiß jeder hier wohnt und wieviele der Anwohner eine teure Tiefgarage anmieten werden, wird sich erst erweisen.

    Aber ich war mit meinen Enkelkindern und werde auch wieder, häufige Besucherin des Spielplatzes sein und ich hoffe nur, daß er auch wieder so schön sein wird wie der alte.

    Von der Heckenlösung halte ich persönlich gar nichts, sie nimmt Spielplatzfläche, die durch die Bauten der Tiefgarage sowieso schon stark reduziert ist, Toilettenprobleme wurdenauch schon angesprochen und wie man bei den Hecken im Strassenbereich Hiltenspergerstraße nahe Kreuzkirche z.B. feststellen kann, dienen sie lediglich als Auffanggestrüpp für umherfliegende Papierabfälle.

    Warum man die Hiltenspergerstraße nördlich zur Georgenstaße hin unbedingt autofrei gestalten oder gar sperren will, ist nicht ganz nachvollziehbar, immerhin ist da auch ein Supermarkt angesiedelt, der beliefert werden muss und Zufahrtswege für Feuerwehr und Müllabfuhr muss es ja auch geben.

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