Schöner Scheitern: Epic Fail Nights in München

Epic Fail Night München

Kennt ihr schon die Epic Fail Nights, früher und anderswo auch unter dem Namen Fuckup Nights bekannt? Alle zwei Monate sammelt sich in München ein erstaunlich junges Publikum in der Bar „Provisorium“ in der Lindwurmstraße. Bei so einem Erzählabend zum Thema Scheitern gibt es einige Vorträge, die lehrreich sein können oder einfach unterhaltsam. Die Themen und Termine der Epic Fail Night München werden auf einer Facebook-Seite angekündigt.

Vergangenen Donnerstag erzählte zum Beispiel die Marketing-Beraterin Maren Martschenko auf sehr komische Weise, wie sie einst einen Vortrag bei einer Konferenz in den Sand gesetzt hatte. (Die Moral von der Geschicht: Halte keinen Vortrag zu einem Thema, das dir überhaupt nicht liegt, das wird nix.) Anschließend gab es zwei Vorträge auf Englisch, die vom Scheitern mit Geschäftsideen in Kalifornien und Südamerika berichteten.

Manchmal geht es bei der Epic Fail Night um große Themen wie Insolvenzen, unpassende Geschäftspartner oder die richtige Geschäftsidee zum völlig falschen Zeitpunkt – anscheinend kommt es öfter vor, dass eine Idee der Zeit voraus ist. Wer selbst etwas beitragen könnte, sollte sich das Event einmal selbst ansehen und anschließend auf die Veranstalter zugehen.

In Leipzig werden die Vorträge der dortigen Fuckup Nights aufgezeichnet und können auf Youtube angesehen werden. Sporadisch finden sich auch prominente Redner bei den Events ein – in Frankfurt trat zum Beispiel der FDP-Vorsitzende Christian Lindner auf:


Übers Scheitern zu sprechen und aus der Tabu-Zone zu holen, ist aus Lindners Sicht nicht nur für die Gründerkultur wichtig, sondern auch für Innovationen: Etwas Neues zu versuchen ist nun mal keine sichere Nummer. (Ergänzung von mir: Wenn das Scheitern ohnehin bekannt ist wie bei Lindner, kann es auch der eigenen Rehabilitierung dienen, damit in die Offensive zu gehen und etwas Kontrolle darüber zu bekommen, wie über die Sache gesprochen wird.)

Eine Pinonierin des Outings in Sachen Scheitern ist die in München lebende Britin Anne Koark, die vor neun Jahren das Buch „Insolvent und trotzdem erfolgreich“ veröffentlichte und auch im Fernsehen und bei der Münchner Fuckup Night auftrat. Später folgte ihr Titel „Zurück auf Start: Mein neues Leben nach der Insolvenz“ (2010).

Auch die Profi-Schwimmerin Sandra Völker ist mit ihrem Buch „An Land kannst Du nicht schwimmen“ (2015) an die Öffentlichkeit gegangen. Wer sich dafür interessiert und für die Abhängigkeit von Sponsoren im Profisport, ist bei diesem Youtube-Gespräch zwischen zwei von Insolvenz betroffenen Frauen richtig.

Ihr Kommentar zum Artikel: