Seit einiger Zeit gibt es an der Straßenbahn-Haltestelle Karolinenplatz einen schmalen Radweg, der der Länge nach mitten durch den Fußgängerbereich der Haltestelle führt und am Ende wieder in die Fahrbahn mündet. Leider weiß ich nicht mehr genau, wie sich die Sache verhielt, bevor dieses seltsame Bauwerk errichtet wurde – womöglich war der Fußgängerbereich einfach schmaler, sodass die Straßenbahn von Radfahrern rechts überholt werden konnte. Das zu unterbinden und den Fußgängerbereich zu verbreitern ist sicher eine gute Idee, aber wozu ist es gut, diesen mit einem Radweg zu zerschneiden?
Ich nutze diesen Streifen ganz gerne, wenn keine Straßenbahn in Sicht ist, aber Autos hinter mir sind – dann schwenke ich in den Radweg ein und lasse die Autos an mir vorbei ziehen. Aber das ist ja nicht der Grund, warum der Radweg gebaut wurde. Und das Schild, das auf die Radfahrer hinweist (siehe oben), wäre eigentlich am Ende der Haltestelle nötiger, weil die Radfahrer dort wieder in den Autoverkehr einfädeln müssen.
Wenn keine Straßenbahn kommt, kann auch gut die Fahrbahn benutzt werden. Wenn eine Straßenbahn an der Haltestelle steht, könnte man ebenso hinter der Straßenbahn warten, wie es auch Autofahrer tun müssen. (Fahrräder gehören genauso zum Verkehr!)
Das zweite Bild von der Straßenseite gegenüber (ebenfalls mit Blick nach Süden aufgenommen) deutet schon an, wo die Probleme dieser Lösung liegen: Wenn im Berufsverkehr mehr los ist als in der abgebildeten Szene an einem Freitagabend gegen 19 Uhr, steigen mehr Leute ein und aus und bemerken den Radweg womöglich gar nicht mehr. Man folgt aus Gewohnheit den anderen Aussteigenden und rechnet nicht mit einem Radweg. Dann sind die Fußgänger komplett auf die Umsicht der Radfahrer angewiesen – aber das war vor der Baumaßnahme vermutlich auch irgendwie der Fall. Wozu also derartige Radwege durch den Wartebereich?
Immerhin sind die Fahrgäste für Radfahrer kaum zu übersehen, sodass die Sache weniger gefährlich sein dürfte als der Schutzstreifen in der Sophienstraße – dazu ist übrigens noch ein interessanter Leserkommentar eingetroffen.
Die Haltestelle war vor dem Umbau so wie an den Pinakotheken.
Der Sinn erschließt sich mir nicht, weil man ja eh anhalten muss, wenn eine Tram dort hält. Aber Haltestellengestaltung bei der Münchner Tram ist seit einigen Jahren eine seltsame Angelegenheit…
Vielleicht war einfach Platz übrig und man kam nicht auf die Idee, Blumenkübel aufzustellen?
Der Gehweg an der Bushaltestelle vor dem Lidl in der Luisenstraße (Haltestelle Technische Universität) hat auch so einen breiten Vorsprung bekommen, aber das ist sinnvoll gelöst. Es ist einfach mehr Platz für Fußgänger, die ein- und aussteigen.
Das Ding ist weder Fisch noch Fleisch und bringt Fußgängern wie Radlern wenig. Vielleicht sind es die ersten sichtbaren Veränderungen, seit im Rathaus die GroKo regiert. Für ein Kap, in München immer noch gänzlich unbekannt, wäre Platz gewesen.
Und barrierefrei ist die Haltestelle auch nicht.
Beim ersten Kontakt vor einigen Wochen war ich auch irritiert, ich bin aber bislang immer auf der Fahrbahn geblieben, auch wenn sich der Überfahrwinkel der Gleise durch den Umbau verschlechtert hat, da muss man nun noch mehr aufpassen, dass man nicht einfädelt. Leider hat man hier nicht die Lösung gewählt (wenn man schon umbauen wollte) wie an der Haltestelle Nordendstraße, wo man als Radfahrer einen Weg hinter dem Wartehäuschen angeboten bekommt, den man nutzen kann (nicht muss!), um an einer wartenden Tram vorbeizufahren.
Ich war auch völlig verwirrt ob des Radwegs, ich denke aber die Absicht war, den rechts der Gleise fahrenden Radfahrern das zweimalige Queren des Gleises zu ersparen. Manche Radfahrer sind ja tatsächlich sehr ungeschickt und fürchten sich vor den Gleisen.
Okay, das wäre tatsächlich eine halbwegs sinnvolle Erklärung!
Aber dann wäre die Variante Nordendstraße, die Timovic oben nannte, wirklich sinnvoller gewesen … oder mal eine kleine Aufklärungskampagne, wie man die Trambahngleise sicher mit dem Fahrrad kreuzt. (Vorderrad nicht zu schräg ansetzen, kleinen Schlenker machen, vorher umschauen.)