Parken am Josephsplatz – warum es keine Lösung gibt

Im vorigen Blogartikel ging es um die Frage, ob die Tiefgarage am Josephsplatz auch für Fahrräder genutzt werden könnte: Tiefgarage am Josephsplatz – Stellplätze nur für Autos?
Das Baureferat hat meine Mail doch noch beantwortet – per Brief. Die Antwort wird hier kurz zusammengefasst und kommentiert – nicht nur hinsichtlich des Fahrrads.

Das Baureferat erklärt, es sei nicht möglich, die Tiefgarage auch für Fahrräder zu nutzen. Zum einen schätzt man die Lage so ein, dass sich Fahrradparkplätze beim fortgeschrittenen Stand der Planungen kaum noch realisieren lassen. Für Fahrräder kämen nämlich andere Anforderungen an die Tiefgarage hinzu, besonders was die Zufahrtswege betrifft.

Der zweite Punkt bezieht sich auf den Einzugsbereich, für den die Tiefgarage gedacht ist: Bis zu 400 Meter Luftlinie zwischen Haus und abgestelltem Fahrrad wären viel zu weit. Das ist gut nachvollziehbar – die Garage wäre in erster Linie für unmittelbare Anwohner am Platz interessant, kaum jemand möchte das Fahrrad zwei Straßen weiter abstellen. Das Baureferat schreibt: „Nachdem diese Stellplätze auch konstenpflichtig sind, wäre hier allenfalls die Unterbringung eher hochwertiger und selten genutzter Fahrräder zu erwarten“.

Das könnte passieren – aber das könnte auch für manchen PKW-Stellplatz zutreffen. Ein teurer Tiefgaragenplatz zieht womöglich ein anderes Publikum an als eine Parklizenz im Stadtteil: Der Parkausweis erspart zwar nicht die Suche nach einem Parkplatz, aber er kostet nur 30 Euro im Jahr. In der Tiefgarage wird schon der Preis pro Monat deutlich höher ausfallen. Man verlagert also nicht direkt Parkplätze von oben in die Tiefe, wie mache Politiker gern argumentieren – man schafft mit der Tiefgarage eine andere Qualität von Stellplätzen und wird deshalb hart um die Verkleinerung des oberirdischen Parkraums ringen müssen.

Die Summe der ober- und unterirdischen Stellplätze rund um den Josephsplatz deutlich zu erhöhen, um alle Anwohner auf Parkplatzsuche zu entlasten, wäre aber auch keine langfristige Lösung: Zusätzliche Parkmöglichkeiten locken zusätzlichen Autoverkehr in den Stadtteil, und nach einiger Zeit sind freie Parkplätze genauso knapp wie vorher. Und dann?

Vielleicht fehlt manchen Verantwortlichen der Mut, den Menschen zu sagen, dass die autogerechte Stadt eine Illusion ist und es sich nicht lohnt, ihr hinterher zu laufen.

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