Am Samstag war endlich wieder schönes Wetter – und internationaler „Tai Chi & Qigong Day“: Einige Praktizierende und Lehrende trafen sich im Englischen Garten. Sie luden Anfänger zum Qigong ein, und die Fortgeschrittenen und Meister zeigten ihre Tai-Chi-Künste.
Meine erste Begegnung mit Tai Chi hatte ich schon in den Achtzigern: Ein Religionslehrer meiner Schule war von seinem längeren China-Aufenthalt zurückgekehrt. Irgendwann hatte er die Gelegenheit, auch uns Schülern einer anderen Klasse einige einfache Tai-Chi-Übungen zum Mitmachen zu demonstrieren. Für uns junge Leute war das nicht sonderlich spannend. Und heute frage ich mich nach dem Sinn: So viel Einsatz und dennoch keine Kampfkunst, die es mit echten Gegnern aufnehmen kann?
Einen ersten Eindruck vom weniger komplexen Qigong gewann ich vor einigen Jahren durch eine Bekannte, die mittlerweile Qigong unterrichtete: Sie überzeugte mich, dass Qigong mitgeholfen hatte, mehr Standfestigkeit im Leben zu bekommen und sich nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen zu lassen. Das fing schon bei ihrer körperlichen Präsenz an.
Am Samstag habe ich eine gute Stunde im Kreis anderer Anfänger bei Qigong mitgemacht, eine Lehrerin leitete uns an. Eine solche Praxis könnte mit ein wenig mehr Übung bald helfen, Ruhe zu finden und sich quasi zu erden – raus aus dem Kopf und rein in den Körper.
Da ich in jüngeren Jahren bereits Yoga geübt habe, fällt mir aber auch auf, dass man bei Tai Chi und Qigong anscheinend von Anfang an etwas glauben muss – an das Chi oder Qi als real existierende Kraft. Zumindest die am Samstag im Englischen Garten präsente Qilin-Gong-Schule vermittelte das so. Yoga erscheint mir da pragmatischer und leichter zugänglich, wenn man nicht gleich eine neue Weltanschauung buchen will.