Wie wünschen sich Stadträte den Münchner Radverkehr? Unter diesem Titel fand am Donnerstag eine Podiumsdiskussion im Verkehrszentrum des Deutschen Museums statt.
(Im Bildhintergrund sind historische Fahrräder der dortigen Ausstellung zu sehen.)
Die Ausgangssituation in München: Die Stadt wächst weiter – nicht nur an den Rändern, die Bebauung wird auch dichter. Der Platz für Verkehrswege ist in den gewachsenen Vierteln begrenzt, von Grund auf fahrradgerecht planen lässt es sich nur in Neubaugebieten.
Die Bevölkerung wächst, ebenso die Zahl der zugelassenen PKW. Der Radverkehr ist unverzichtbar, wenn ein Verkehrskollaps vermieden werden soll. aber es wird relativ wenig investiert, obwohl die Kosten im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln niedrig sind – München ist nicht mehr im Copenhagenize-Index gelistet. Was tun?
Auf dem Podium (im Bild von links nach rechts): Jürgen Lohmüller (Die Linke, kein Stadtrat), Sonja Haider (ÖDP), Michael Mattar (FDP), Sabine Pfeiler (CSU), Paul Bickelbacher (Die Grünen), Bettina Messinger (SPD) sowie Ludger Koopmann (ADFC-Bundesvorstand).
Im Vergleich zu einem früheren Auftritt (verkehrspolitische Diskussion zur Stadtratswahl 2014) kam Michael Mattar beim ADFC- und Greencity-Publikum diesmal gut an. Er möchte das Platzproblem auf den Straßen lösen, indem der ruhende Verkehr zurückgedrängt wird: „Es gibt kein Grundrecht auf einen Parkplatz im öffentlichen Raum!“
Was tun mit Parkplätzen und Baustellen?
Paul Bickelbacher (Grüne) wies darauf hin, dass die Parkraumgebühren seit rund 17 Jahren gleich geblieben sind, er möchte die Entwicklungen stärker über das Geld steuern. Sonja Haider (ÖDP) fordert einen Rückbau der Autoparkplätze nach Kopenhagener Vorbild: Dort werden die Stellplätze jedes Jahr um zwei Prozent reduziert. Man könnte bei den Baustellen beginnen, wo sowieso vorübergehend Parkplätze wegfallen.
Derzeit sind Baustellen für den Radverkehr eher ein Hindernis und Ärgernis. Bettina Messinger (SPD) hat sich darum gekümmert, dass Baustellen nicht nur autogerecht beschildert werden, sondern auch der Radverkehr sinnvoll geführt wird – das zuständige Personal wird demnächst per Webinar geschult.
Weitere Anliegen der Stadtpolitiker
Sabine Pfeiler (CSU) stellt fest, dass es einen besseren Winterdienst für Radwege bräuchte. Mattar schlägt mehr Fahrradparkhäuser an der Uni und in der Altstadt vor, Bickelbacher mehr Fahrradstellplätze an U- und S-Bahnen. Jürgen Lohmüller (Linke) wünscht sich, dass die Tram so ausgestattet wird, dass man das Radl mitnehmen kann. Er weist auch darauf hin, dass von den Schwächsten her geplant werden sollte (Kinder, Alte, Behinderte).
Mehrfach gefordert wurden rot markierte Radwege, aus Sicherheitsgründen zumindest im Kreuzungsbereich (dieses Thema hatte ich schon in den Neunzigern bei einer Bürgerversammlung Maxvorstadt eingebracht). Weiterhin umstritten bleibt die für Radfahrer gefährliche Rosenheimer Straße – Pfeiler hält die Balanstraße für eine geeignete Ausweichroute, Messinger widersprach, dass es auch auf das Ziel der Fahrt ankommt und die Balanstraße ebenfalls ein Platzproblem hat. Bickelbacher will keine „No Go Areas“ für Radler in der Rosenheimer Straße, sondern Radstreifen. Mattar verwies auch hier darauf, dass man zugunsten des Fahrrads auf Parkplätze für Autos verzichten müsste.
Die nächsten Veranstaltungen zum Thema Radverkehr im Verkehrszentrum:
Podiumsdiskussion Verkehrssicherheit für Radler am 1. Juni 18 Uhr
Diskussion zur Bundestagswahl: Radschnellweg oder Autobahn? (Termin im Juli)