Neulich ging es noch um Sprüche der Münchner CSU zu den Radfahrern auf den Hauptstraßen, doch kurz darauf kam die CSU-Fraktion im Stadtrat mit einem Antrag aus dem Gebüsch gesprungen, der auch die SPD überraschte: „Radweg-Bauoffensive München“.
Ein wichtiger Punkt dabei lautet: „Die Radwegeplanung wird künftig stärker darauf ausgerichtet, Flächenkonkurrenzen aufzulösen, anstatt Verkehrsraum lediglich umzuverteilen.“ Worum geht es hier? In den inneren Stadtbezirken ist der Straßenraum von der Bebauung begrenzt, er muss meistens so organisiert werden, dass er von Autos, Radfahrern und Fußgängern genutzt werden kann – das erfordert Kompromisse.
Anscheinend stört die CSU, dass in den letzten Jahren auf einigen Fahrbahnen Schutzstreifen für Radfahrer angelegt wurden – Beispiele wären Teile der Brienner Straße, der Kapuzinerstraße und der Oberanger. Um diese herbei geredete Konkurrenz zugunsten der Autofahrer aufzulösen, setzt die CSU setzt nun auf eine stärkere Trennung des Radverkehrs vom übrigen Verkehr: „Fahrradrouten, die entsprechend den Empfehlungen des Nationalen Radverkehrsplans möglichst vom Hauptstraßennetz entkoppelt werden“.
Radverkehr in die Seitenstraßen und Grünanlagen?
Was die inneren Bezirke betrifft, gibt dieses Ziel einige Rätsel auf. Im eigenen Viertel bevorzugen viele Radler sowieso ruhigere Parallelstraßen, soweit das ohne größere Umwege möglich ist. Aber längere Fahrten lassen sich nicht komplett auf Schleichwege verlagern. Und größere Parks, durch die man so schön radeln könnte wie durch den Englischen Garten, gibt es nur wenige. Würde man den Radverkehr in den Grünanlagen noch weiter verdichten, um die Straßen zu entlasten, müsste man außerdem damit rechnen, dass die vielen Radler am Ende den Fußgängern im Park lästig würden.
Klar ist, dass die CSU das Radfahren auf Hauptverkehrsstraßen nicht verbieten kann, wenn man von Kraftfahrstraßen absieht. Die Stadt muss entweder das Radeln auf der Fahrbahn hinnehmen oder einen hochwertigen und ausreichend breiten Radweg anbieten, der dann als benutzungspflichtig ausgeschildert werden kann.
Radeln auf kreuzungsfreien Trassen?
Radschnellwege für den überörtlichen Radverkehr – also von den Außenbezirken ins Umland – sind da schon realistischer. Der geforderte kreuzungsfreie Ausbau wäre aber mancherorts nur mit Brücken zu machen. Sogar der Radweg entlang der Bahnstrecke, der von Pasing in die Innenstadt führen wird, würde nur mit zusätzlichen Brücken völlig kreuzungfrei verlaufen. Außerdem gibt es in München nur wenige solcher Achsen wie Bahntrasse und Isar, da hilft auch der ambitionierteste Antrag nichts.
Manche Kritiker haben inzwischen in den Zeitungen den Eindruck geäußert, dass die CSU mit ihrem Antrag vor allem freie Fahrt für Autofahrer schaffen will. Das ist nebenbei gesagt in der Großstadt eine Sisyphos-Arbeit, weil mehr Raum für Autos weiteren Autoverkehr anzieht. Aber die Debatte ist eröffnet, auch die SPD muss sich positionieren und die Fachleute in der Verwaltung klarstellen, was technisch und rechtlich geht und was nicht.
Gizmodo: Fotos von Radwegen in anderen Großstädten – unter anderem breite Wege in Kopenhagen und eine faszinierende Autobahnbrücke in Eindhoven.
Was auf der Brienner Straße, dem Oberanger und der Kapuzinerstraße angelegt wurde, sind Radstreifen, keine Schutzstreifen. Nur für die Terminologie ;-)
Was soll das? Radlwege durch Parks, entlang der Isar und über irgendwelche anderen Schleichwege sind zwar schön, aber in der Regel unbeleuchtet, werden nicht vom Laub und Ästen befreit und sind ohne ordentlichen Winterdienst. Wenn ich jeden Tag in die Arbeit radle, dann möchte ich da nicht nur schnell und sicher ankommen, sondern auch sauber. Diese Freizeitradelwege taugen dazu einfach nicht.
Ja, das kommt noch hinzu, dass es im Englischen Garten abends und frühmorgens stockfinster ist – mit den Scheinwerfern meines älteren Fahrrads sehe ich dort praktisch nichts. Der Englische Garten ist vor allem als freiwillige und zusätzliche Option sehr attraktiv, wenn die Wege dort trocken sind.
„Die Stadt muss entweder das Radeln auf der Fahrbahn hinnehmen oder einen hochwertigen und ausreichend breiten Radweg anbieten, der dann als benutzungspflichtig ausgeschildert werden kann.“
Äh nein. Nur weil da irgendwo ein schöner Radweg ist, ist die Ausweisung einer Benutzungspflicht noch lange nicht legal. Notwendig ist nach STVO und BVerwG eine „*besondere*, *örtliche* Gefahr, die das Normalmaß *erheblich* übersteigt“.
Dieser Satz bezog sich auf Hauptverkehrsstraßen, in die man die besondere Gefahr offenbar hineininterpretieren kann, denn es gibt ja genug Beispiele. In München sind teilweise sogar solche Radwege an Hauptverkehrsstraßen benutzungspflichtig, die dafür viel zu schmal sind.
Und nun? Was tun gegen das blaue Schild in der Von-der-Tann-Straße?
Die STVB interpretiert hierzuorts auch besondere Gefahren in Strassen mit weniger als 2000 Autos am Tag … Darauf kann man sich also nicht verlassen.
Antrag auf Neubescheidung. Bei Annahme alles gut, bei Ablehnung Widerspruch gefolgt von Klage. Bei drei Monaten Wartezeit Untaetigkeitsklage. Kostet aber ab Klageerhebung alles Geld, das man mindestens vorstrecken muss. Die Von-der-Tann-Strasse ist aber echt kein einfacher Fall. Zum Ueben wuerde ich mit anderen Strassen anfangen.
Ob es ueberhaupt einen Zusammenhang zwischen Verkehrsdichte und Fahrradunfaellen auf der Fahrbahn gibt, ist mehr als strittig. Leider wird der in STVO und den ERA2010 herbeigeredet.
vermute, mit diesen Planungen (https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.rund-um-den-oskar-von-miller-ring-alles-neu-beim-altstadtringtunnel.cc2a5867-49c5-4c4e-935d-a23491a6304c.html) ists müßig, sich noch an dem witz von radweg in der von-der-tann-str zu verausgaben. am schönsten ist ja das eck Hahnenstr – Von-der-Tann-Str. (https://www.google.de/maps/place/48%C2%B008'41.3%22N+11%C2%B034'54.0%22E/@48.1448189,11.5811268,19z/data=!3m1!4b1!4m5!3m4!1s0x0:0x0!8m2!3d48.144818!4d11.581674) jeden Tag FREUDE FREUDE mit den lieben Autofahrern, die aus der Hahnenstr. kommen.