Noch eine Runde Wasser für die jungen Bäume!

In München ist jeder für Bäume. Die Grünen im Bezirksausschuss Maxvorstadt haben sich den Spruch „Das städtische Grün ist unantastbar“ von Klaus Bäumler zueigen gemacht. Die Freunde des Josephsplatzes fordern 1.000 Baumpflanzungen und protestierten gegen die Fällung der großen Ahornbäume. Manche Bürger sind auch dagegen, wenn eine Schlösserverwaltung aus Gründen der Denkmalpflege einige überalterte Exemplare fällen will, oder welche aus einer Baumhecke herausgenommen werden und nachgepflanzt sollen, wie es im Maßmannpark angedacht war. Aber Bäume werden nicht nur durch Fällungen und Baumaschinen angetastet. Auch die Hitze setzt ihnen stark zu, und die Sommer werden eher extremer als früher.

Blätter der Sommerlinde
Bild: Blätter einer großen Sommerlinde in der Maxvorstadt

Belastend für heimische Laubbäume sind trockene heiße Tage, aber auch mäßig warme Sonnentage mit anhaltendem Wind. Dann verdunsten die Blätter viel Wasser, das die Wurzeln nachliefern müssen. Ist der Boden schon sehr trocken, bekommt mancher Baum Probleme. Das gilt besonders für junge, diesjährig gepflanzte Exemplare, die noch nicht so gründlich verwurzelt sind wie ältere Gehölze.

In den letzten Jahren gepflanzte Bäume erkennt man daran, dass sie an zwei Pfosten befestigt sind, damit sie aufrecht wachsen, die Stämme der zuletzt gepflanzten Bäume sind noch in Jute eingewickelt. In Münchner Parks werden sie meistens in einen Kreis aus Holzschnitzen oder Rindenmulch gesetzt. Direkt nach dem Pflanzen gießt ein Bewässerungstrupp kräftig, damit die Bäume gut im Boden festwachsen. Danach kommt er im Sommerhalbjahr etwa einmal im Monat vorbei, um die zuletzt gepflanzten Bäume zu versorgen. Bäume aus dem Vorjahr müssen es alleine schaffen.

Wenn es heiß wird und der Regen länger ausbleibt, genügt das aber nicht immer für eine optimale Versorgung. Auch ein kurzer Schauer zwischendurch bringt wenig, weil wenige Liter Regen pro Quadratmeter im Laub und an der Bodenoberfläche hängen bleiben, sodass das Gras am ehesten was davon hat. Bei den Baumwurzeln kommt fast nichts davon an. Wenn es länger regnet, wird zwar der Boden gut durchfeuchtet, aber in München enthält er viel Kies und kann das Wasser nicht sehr lange speichern.

junge Linde
Bild: Holländische Linde im Alten Friedhof nach der Rettung

Im Alten Nördlichen Friedhof ließen in den letzten Tagen zwei junge Linden ihre Blätter schon senkrecht nach unten hängen. Nachdem ich den ersten Eimer Wasser ausgegeben hatte, sahen sie einige Stunden später später schon deutlich besser aus. Seit einem Jahr gibt es nämlich einen Wasserhahn im Alten Friedhof, der für die Grabpflege gedacht ist und sich ein Karree östlich des zentralen Kreuzes befindet. Mittlerweile ist auch der Tankwagen vorbei gekommen, um die jungen Bäume zu gießen. Das war knapp: Wenn die Linden erst in der kommenden Woche Wasser bekommen hätten, wären die meisten ihrer Blätter vertrocknet. Auch eine Weide aus dem letzten Jahr tut sich sehr schwer – ein Teil der Blätter ist schon gelb.

Junge Weide im Alten Friedhof
Bild: Im letzten Jahr gepflanzte Weide im Alten Nördlichen Friedhof

Das Bewässern wird vom städtischen Gartenbauamt organisiert. Die Grünflächen nehmen zu, aber das Budget für die Pflege wächst nicht entsprechend mit. In sehr heißen Sommern wie 2006 hat die Stadt die Bevölkerung dazu aufgerufen, Bäume zu gießen. Doch für junge Bäume beginnt der Trockenstress nicht erst in extremen Sommern. Lässt ein junger Baum die Blätter hängen oder werden die ersten schon im Sommer dürr, reichen schon zwei Eimer Wasser – also insgesamt 20 Liter – als erste Hilfe, wenn es an den folgenden Tagen weiterhin einen Eimer Wasser oder doch noch Regen gibt.

Mittelfristig wäre es sinnvoll, sich politisch für eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung einzusetzen, damit der Bewässerungswagen öfter kommt und sich auch mal um die Bäume aus dem Vorjahr kümmern kann. Falls tatsächlich mehr Bäume gepflanzt werden als in den letzten Jahren, müssten die Ausgaben für die Bewässerung enstprechend erhöht werden.

Fazit frei nach Karl Valentin: Die Forderung nach 1.000 Bäumen hat was, und der Slogan vom unantastbaren Grün klingt schön. Aber öffentliches Grün macht auch viel Arbeit.

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