In den letzten Tagen war es in allen Münchner Zeitungen zu lesen: Die Trambahnstrecke durch den Englischen Garten wird es nicht geben, die Staatsregierung ist dagegen. Da der Englische Garten dem Freistaat gehört, geht es nicht ohne Zustimmung des Eigentümers und dessen Verwaltung. Das ist das endgültige Aus für diese Route.
Englischer Garten ist Gartendenkmal von europäischem Rang
Auch wenn das sehr plötzlich und vor allem reichlich spät kommt: Im Grund ist die Entscheidung richtig. Schon das Foto oben (aufgenommen Ende Januar nahe der Bushaltestelle Chinesischer Turm) zeigt, dass hier viel zu wenig Platz für eine zweigleisige Tram, für Fußgänger und für dichten Schönwetter-Radverkehr wäre. Die Straße müsste verbreitert werden und dafür Bäume gefällt. Dagegen hatte sich bereits das Denkmalnetz Bayern (AG München) ausgesprochen, nun hat sich auch die Regierung als Verwalter hinter das bedeutende bayerische Gartendenkmal gestellt.
Eine breitere Straße wäre für Fußgänger schwerer zu überqueren. Hinzu kommt, dass Trambahnen einen längeren Bremsweg haben als Busse. Käme es zu einem Unfall, müssten wohl im nächsten Schritt Absperrungen aufgestellt werden. Weitere Argumente gegen eine Tramstrecke durch den Englischen Garten gibt es hier beim Landschaftsarchitekten Werner Nohl.
Stadtwachstum und Trambahnstrecke als Sachzwang?
Mir fällt noch ein interessantes Detail auf: Nach einem DPA-Bericht sagte MVG-Chef Ingo Wortmann, die Tramstrecke sei vor dem Hintergrund des prognostizierten Stadtwachstums „zwingend notwendig“. Hier liest man wieder ein typisches Sachzwang-Argument, das auch direkt von Dieter Reiter sein könnte. (Siehe auch der Münchner Streit über Wachstum und Hochhäuser.)
Aber eine Wachstums-Prognose ist etwas anderes als eine Wetterprognose: Denn weite Teile des Münchner Wachstums sind politisch gewollt und gestaltet. Neubaugebiete werden im Stadtrat beschlossen und die Nachverdichtung der bestehenden Viertel nicht verhindert. Unter solchen Umständen ist es klar, dass auch der Verkehr durch die Stadt tendenziell zunimmt und irgendwie bewältigt werden muss.
Alternativen zur Tram durch den Englischen Garten
Sobald eine bessere Trambahnroute weiter nördlich gefunden ist, könnte auch untersucht und diskutiert werden, ob die Busverbindung durch den Englischen Garten überhaupt noch sinnvoll und notwendig ist. Falls der Englische Garten untertunnelt wird, könnte ihn grundsätzlich auch die Trambahn unterirdisch queren. Jedenfalls bleibt jetzt die Möglichkeit erhalten, die bestehende asphaltierte Straße rückzubauen. Mit neuen Trambahngleisen für die West-Ost-Verbindung wäre das auf lange Zeit nicht mehr möglich.
Die Straße durch den Englischen Garten stammt aus den dreißiger Jahren. Ohne Busverkehr könnte man einfach den Asphalt entfernen und den Belag mehr oder weniger an die Wege im Park angleichen. Damit bliebe die Ost-West-Verbindung für den Radverkehr erhalten.