Seit Ende Juni stehen weiße Koffer vor einigen Wohnhäusern in der Maxvorstadt: Der Aktionskünstler Wolfram Kastner erinnert mit seinen „Koffern der Erinnerung“ an frühere jüdische Bewohner, die in der NS-Zeit deportiert wurden.
Das Bild oben zeigt die Koffer mit erläuternder Tafel („hier wohnte …“) vor dem Haus Steinheilstraße 20, die neben dem Café Jasmin an der Ecke zur Augustenstraße stehen.
Oben die weißen Koffer in der Karlstraße 49 (Ecke Dachauer Straße). Die Fotos der ehemaligen Bewohner hat Kastner amtlichen Kennkarten entnommen und vor der Abbildung auf den Tafeln die NS-Stempel retuschiert, damit die Betrachter die Person besser wahrnehmen.
Auf diese Weise hat Kastner bereits in anderen Münchner Stadtteilen der früheren Bewohner gedacht, die als Juden verfolgt waren – die Koffer standen bereits vor Wohnhäusern in Sendling, in Bogenhausen und Neuhausen.
Hier die Koffer-Installation in der Schellingstraße 9, vor dem Lokal Atzinger. Die Koffer haben Namensschilder, auf denen auch steht, wo diese Menschen ermordet wurden (Kaunas, Theresienstadt, Auschwitz).
Weiße Koffer in der Richard-Wagner-Straße (eine kleine Seitenstraße in der Nähe des Königsplatzes): Die Tafel erinnert nicht nur an die frühere Eigentümer-Familie namens Zeckendorf, sondern auch an 42 weitere Bewohner. Sie waren überwiegend von ihren früheren Wohnsitzen zwangsweise in das 1939 zum Judenhaus erklärte Gebäude eingewiesen. Hier lebten sie unter beengten Verhältnissen, bis sie in Münchner Sammellager gebracht wurden. Neben den Namen steht, wo sie ermordet wurden, bei einigen wenigen, dass sie überlebten.
Die Koffer und Tafeln werden bis 20. November in der Maxvorstadt stehen bleiben, dem 75. Jahrestag des ersten Deportationszugs aus München nach Kaunas (Litauen), auf dem die Menschen nur einen Koffer mitnehmen durften.
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